Über mich
Als ich 5 Jahre alt war fing durch Judo meine Laufbahn in die Kampfkunst an.
Später trainierte ich Taekwando, mit 21 zog ich in die USA und für die nächsten 6 Jahre trainierte ich Okinawa – Karate, bis ich einen braunen Gurt hatte.
Schon als Kind war ich fasziniert von Waffen, Stöcken und ich sah sehr gerne Ritter- und Fechtfilme.
Immer wieder hörte ich, dass die Fillipinos berühmt sind für ihren Stockkampf und den Umgang mit Waffen, sowie Kämpfe ohne Waffen.
Als ich nach einiger Zeit nach Kalifornien zog, hielt ich Ausschau nach ‚meinem Meister‘ und ‚meinen Stil‘. Ich wusste, dass es in Kalifornien viele phillipinische Immigranten gab, die ihre Kampfkunst mitgebracht hatten.
Immer wieder wurde der Name Floro Villabrille erwähnt, der als Stockkampf-Legende geführt wurde.
Umso mehr war ich begeistert als Prof. Greg Lontayao (der damals 2t höchste Vertreter des Villabrille-Largusa Systems) mich als Schüler in seine Schule in Kalifornien aufnahm, das war 1988. Ich hatte das Glück Großmeister Floro Villabrille 1990 noch persönlich getroffen zu haben, sowie etwas später den damaligen Thuan (Meister) Ben Largusa.
Ich lernte auch das Kampfkünste nur eine Seite ,der Medaille‘ sind. Die andere Seite sind die Heilkünste.
Diese beiden Seiten zu vereinen hat in Asien lange Tradition. So kam ich mit der Osteopathie in Berührung und begann fast zeitgleich mit einem Osteopathiestudium zuerst in der USA und später dann in Deutschland. Seit 1991 lebe ich in Deutschland und leite ein Zentrum für Kinderosteopathie.
Immer wieder sehe ich, wie Kampfkünste therapeutisch für Kinder sind. Sie lernen Disziplin, Stärke, Mut und Durchsetzungsvermögen, sowie Kontrolle, Koordination und Körperbeherrschung. Inzwischen habe ich den 7ten Dan und bin Vertreter für Prof. Lontayao in Deutschland.
Ich leitete Kali-Schulen, unter anderem in München, Hamburg und Lübeck. Mehrfach organisierte ich Deutschlandweit Seminare und holte Prof. Greg Lontayao (10ter Dan Kali), seinen Sohn, Prof. Sean Lontayao (9ter Dan), Prof Randall, Prof.Paul Spencer und viele andere Guro’s hierher. Ich vertrat meinen Stil beim ersten und zweiten europäischen Martial-Arts Festival durch eine Aufführung und einen Workshop!
Was mich ganz besonders an dieser Kampfkunst fasziniert ist das alt traditionelle,
die fließenden, fast tänzerische Bewegungen in Verbindung mit dem Kampf.
Professor Tom Esser
Im Geiste Villabrilles
Nicht Sonne, Strand und Meer zogen mich in diesem Sommer nach Kalifornien,
sondern ich wollte mich mal so richtig ordentlich verhauen lassen.
In Fremont Nord Kalifornien fand am 14. August 2004 ein Vollkontakt-Kali Turnier für Schwarzgurte statt. Professor Sean ( 9. Dan) Sohn von Prof Greg Lontayao (10.Dan Villabrille-Largusa-System) organisierte das Treffen im dortigen Freizeitzentrum. Ich trat als Deutscher Repräsentant der Lontanyao Schule neben den Kali Schulen aus Kalifornien und Hawaii an. Doch bevor es richtig ernst wurde, trafen sich alle Guros und Professoren mit ihren Familien abends zuvor zu einem ausgelassenem Hawaiianischen Barbeque.
Alle schafften es am nächsten Tag früh aufzustehen und mit anzupacken, um das Turnier für alle Teilnehmer und die cirka 150 Gäste vorzubereiten.
Das Turnier begann um 9.30 Uhr. Nach der offiziellen Begrüßung durch Professor Sean führten am Vormittag unter anderem seine Südkalifornischen Schule Hawaiian Gardens Kali Club Kali Basics vor.
Auf großen Trommeln gab Professor Sean den Rhythmus.
Darauf folgte eine dynamische Demonstration mit Doppel-Flatsticks von Professor Randall und Professor Sean. Ich selbst präsentierte an diesem Vormittag eine eigens zusammengestellte Schwert und Messer Form. Da auch andere Stile eingeladen waren, gab es eine Escrima Vorführung und eine Karate Vorführung. Vor den eigentlichen Kämpfen durften sich dann gegen Mittag alle Kampfsportler und Gäste mit einem hawaiianisch-polonesischem Mahl stärken.
Um Eins begann der eigentliche Vollkontakt Wettkampf.
Die sechs Kämpfer zogen ihre Schutzkleidung an und jeder durfte sich nach den Regeln aussuchen, ob er mit Einzel- oder Doppel-Rattanstock kämpfen wollte. Da alle Teilnehmer Schwarzgurt Träger waren, waren sowohl Tritte, Würfe und Entwaffnungen erlaubt.
Es wurde dreimal eine Minute gekämpft, mit jeweils 45 Sekunden Pause dazwischen.
Bei meinem ersten Kampf musste ich gleich gegen den härtesten und besten Kämpfer antreten, gegen Professor Randall.
In der ersten Runde kämpften wir beide Doppelstock und ich entschied mich Savoy zu gehen(ganz tiefer Stand),
worauf er mir einen so harten Tritt ins Brustbein verpasste, dass ich auf den Rücken fiel und mich vom Boden aus weiter verteidigen musste.
In der zweiten Runde entwaffnete ich Professor Randall gleich zu Anfang, was er mit einem kräftigen Tritt zwischen die Beine belohnte.
Ich war froh, dass ich an diesen Tag einen Tiefschutz trug und fragte mich, ob er das wohl gewusst hatte. In der dritten Runde fand ich dann von meinem guten Gegner angestachelt zu Höchstform und entschied mich mit Einzelstock gegen Doppelstock anzutreten und landete auch einige gute Tritte. Insgesamt zeigte ich vor allem gute Nehmer Qualitäten. Aber obwohl der Kampf zu Gunsten Professor Randalls ausging, stand ich meinen Mann.
Man gönnte mir zehn Minuten Ruhe. Dann durfte ich mit Professor Sean weiterkämpfen. Vorher hatte ich ein nettes Gespräch mit ihm und er fragte mich, ob es auch OK wäre, wenn er einen Flatstick gegen mich einsetzt. Er meinte, er wäre auch vorsichtig. Während des Kampfes kam mir dann aber doch der Gedanke, ob meine Zustimmung ein Fehler war. Da der Flatstick einiges schwerer ist, hat er deutlich mehr Schlagpower hat als ein Rattanstock. Auch mit der Schutzkleidung lernte ich Ehrfurcht vor der legendären Waffe des Todeskampfes, die unser Großmeister Floro Villabrille in unzähligen Kämpfen eingesetzt hatte. Er hat nicht einen verloren.
Ich hatte das große Glück, den Großmeister 1990 noch persönlich kennen zu lernen. Sein letzter Vollkontaktkampf fand 1948 in Honolulu statt. Villabrille lehnte es danach ab, wieder in den Ring zu steigen, weil der Gegner seinen tödlichen Verletzungen erlegen war.
Nach diesem Kampf wurden die Todeskämpfe verboten. Ich bekam bei Professor Sean eine Ahnung wie es bei diesen Kämpfen ohne Regeln und Schutzkleidung zugegangen sein mag.
Obwohl ich nicht unter die ersten drei Plätze kam, bekam ich als Ehrenpreis einen Flatstick von Professor Sean.
Nach den Kämpfen gab es die Graduierungen:
Pangulo na Guro James Ablao – 5. Dan
Professor Tom Esser – 6. Dan
Professor Paul Spencer -7. Dan
Nachdem wir uns von den Gästen verabschiedet hatten und alles aufgeräumt war, ließen wir den Abend mit einer fröhlichen Grillparty ausklingen, bei der ich kaum wusste, wie ich sitzen soll.
Außer dem sechsten roten Punkt für den Gürtel nahm ich noch viele blaue Flecken als Andenken mit in die deutsche Heimat.
Professor Tom Esser